Soziale Unterschiede bestehen aufgrund von Alter, Geschlecht und formaler Bildung. In Bezug auf die Medien kann eine speziell definierte Trennung gezogen werden. Zu unterscheiden sind die Digital Natives und die Digital Immigrants. Diese Begrifflichkeiten lassen sich wie folgt unterscheiden. Es geht um eine Trennung der Generationen. Digital Natives beschreibt die Generation die bereits seit Geburt mit den digitalen Medien aufwächst. Der Umgang mit den Geräten, Inhalten und Nutzungsmöglichkeiten gehört dem Sozialisationsprozess an. Digital Immigrants beschreibt die Generation, die nicht mit den digitalen Medien aufgewachsen ist und die sich deren Handling, Nutzungsmöglichkeiten erst im Erwachsenenalter aneignen musste. (vgl. Helbig, 2014:28) Diese Gruppe teilt sich wiederum zwischen denjenigen, die sich damit auseinandersetzen und denjenigen, die nicht über die Zugänge verfügen, auf. Unsere Gesellschaft unterteilt sich aktuell, in Hinblick auf Generationszugehörigkeit und Medien, in diese drei Gruppen. Zugänge unterscheiden sich somit an grundlegenden Merkmalen sowie der Generationenzugehörigkeit. An dieser Stelle kann bereits festgehalten werden, dass es sich bei der Zielgruppe der vorliegenden Konzeption um die Gruppe der Digital Natives handelt.
Soziale Ungleichheit ist ein präsentes Thema in unserer heutigen Gesellschaft. Wir können von materieller, kultureller und sozialer Armut sprechen und dabei auf Bourdieau und seine definierten Kapitale zurückgreifen. Eine Teilhabe am sozialen Leben und an kultureller Bildung stehen in Bezug dieser Arbeit an vorderster Stelle. Der finanzielle Aspekt darf nicht außer Acht gelassen werden und wird zuerst beschrieben. Medien und Endgeräte kosten viel Geld, so dass manche Menschen aus diesen Zugängen aufgrund fehlender finanzieller Mittel ausgeschlossen werden. So sind es Kosten für das Smartphone, den Computer/Laptop oder auch den Internetanschluss.
Nach Angaben in Peuckert (2012:678) auf Grundlage der BMFSFJ 2012 besteht die Aussage, dass 2,5 Millionen Kinder und Jugendliche in 1,5 Millionen Haushalten am Rande des Existenzminimums leben. Der 15. Kinder und Jugendbericht (BMFSFJ, 2017:153) vermerkt, dass auf europäischer Ebene für das Jahr 2014 1/3 aller Jugendlichen von Armut bedroht waren. Materielle Armut herrscht vor. In diesen Lebenssituationen Anschaffungen digitaler Medien zu gewährleisten, ist nicht immer möglich. Jugendliche stehen unter dem Druck, den Mainstream mitzumachen. Hier sind es Markenkleidung oder aber das neuste und tollste Smartphone. Sind digitale Medien nicht im Haushalt der Familie, kann dies heutzutage bereits bedeuten, dass schulische oder auch berufliche Chancen eingeschränkt sind. Digitale Medien gehören der heutigen Gesellschaft, besonders der Generation der Digital Natives, wie selbstverständlich an.
Dementsprechend kann die soziale Teilhabe davon betroffen sein, wenn man nicht mitreden oder mithalten kann. Anhand der JIM-Studie 2016 kann herausgearbeitet werden, dass der finanzielle Aspekt weitestgehend überwunden ist, da immerhin in 99% der befragten Haushalte ein Smartphone und bei 98% ein Computer/Laptop vorhanden ist. 97% der befragten Haushalte verfügen über einen Internetanschluss. Somit sind materielle Gesichtspunkte nicht im Fokus der digitalen Ungleichheit. Es geht mehr um kulturelle und soziale Aspekte. Daher wird der Blick nun auf formale Bildungsunterschiede und die Nutzung von digitalen Medien gerichtet. Entgegen der durch Helbig (2015) beschriebenen Unterschiede der JIM-Studie 2012, dass Gymnasiasten einen höheren Nutzen der Informationssuche aufweisen und weniger spielen, lassen dazu in der JIM-Studie 2016 keine prägnanten Unterschiede finden. In der JIM-Studie 2016 werden aufgrund der Anpassungen im Bildungssystem die Real-und Hauptschule zusammenfasst und daher nur zwischen zwei Schulsystemen unterschieden. In der Studie 2016 waren von 1200 Befragten 41% Schüler der Real- und Hauptschule und 57% Gymnasiasten. Einen deutlichen Unterschied zwischen den Schulformen arbeitet die JIM-Studie anhand einer erstmalig gestellten Frage heraus. In der Studie wurden die Teilnehmer dazu befragt, ob Bücher im Freundeskreis getauscht oder ausgeliehen werden. So sind es 47% der Gymnasiasten, die dies bejahten, und in einem deutlichen Unterschied nur 36% der Real- und Hauptschüler. Das Medium Buch besitzt hier eine höchst unterschiedliche Bedeutung.
Betrachtet man sich anhand der Studie die Schulformen, sind keine prägnanten Abweichungen zu erkennen. Ein hoher Nutzen des Medium Internet besteht in der Informationsbeschaffung. Beide Schultypen weisen nur einen Prozentpunkt Unterschied auf. Speziell vor dem Bildungshintergrund wurden in der JIM-Studie 2016 die Recherchemuster im Internet erhoben. Hierbei sind Unterschiede im Vergleich der Schulformen zu erkennen. Nachrichtenportale von Zeitschriften und Zeitungen werden von Gymnasiasten mehr genutzt. Real- und Hauptschüler geben dafür in 4 Prozentpunkten mehr an, dass sie sich Informationen über Twitter und Facebook beschaffen. Klar vorne liegt die Recherche über Google. Bei den Gymnasiasten mit 90% und den Real- und Hauptschülern mit 82% meist genutztes Rechercheinstrument im Internet. (vgl. MpFS, 2016:41)
In Bezug auf die Schulform ist es weiterhin interessant, dass Gymnasiasten bei rund 95 Minuten Hausaufgaben in der Woche den Computer oder das Internet 47 Minuten davon zur Unterstützung nutzen. In der Real- und Hauptschule nutzen die Schüler bei 87 Minuten Hausaufgaben in der Woche 39 Minuten lang den Computer oder das Internet. (vgl. MpFS, 2016:46) Daraus ist zu erkennen, dass Schüler als Digital Natives generell gute Zugänge und Verwendungsmöglichkeiten digitaler Medien haben. Schwieriger wird das Thema digitaler Medien in Bezug zur Institution Schule. So geben 66% der Real- und Hauptschüler an, dass es an ihrer Schule kein WLAN gibt und 3% der Schüler das WLAN im Unterricht nutzen. An den Gymnasien geben 54% der Schüler an, dass es kein WLAN gibt und immerhin 10% nutzen dieses im Unterricht. (vgl. MpFS, 2016:48) Das Smartphone im Unterricht benutzen zu dürfen, geben 17% der Haupt- und Realschüler und 25% der Gymnasiasten an. 48% der Haupt- und Realschüler dürfen das Smartphone überhaupt nicht in der Schule nutzen und bei den Gymnasiasten beläuft sich die Zahl auf 35%. (vgl. MpFS, 2016:47)
Dieses Ergebnis der Studie in Bezug auf die Digitalisierung und die Nutzung digitaler Medien steht im Widerspruch zu allen anderen Gesellschaftsbereichen und muss sicherlich Thema von Schule und Politik werden. In Bezug zur Freizeitgestaltung ist lediglich anzumerken, dass Gymnasiasten sich in drei Prozentpunkten weniger mit Spielen beschäftigen, dafür aber in vier Prozentpunkte mehr Unterhaltungsmedien wie Musik, Videos und Bilder inhaltlich nutzen. (vgl. MpFS, 2016:28)
Zusammenfassend erklärt die JIM-Studie 2016, dass in der Generation der Digital Natives eine große Mediennutzung und Medienkunde besteht. Das direkte Aufwachsen mit digitalen Medien vereinfacht dies und soziale Unterschiede bestehen in dem Bereich des materiellen Diskurses nicht mehr.
Betrachtet man speziell die bereits erwähnte Recherche Strategie anhand der Unterscheidung der Schulformen kann eine erste digitale Ungleichheit festgestellt werden. Es ist die Recherche von Nachrichten über Facebook und Twitter angegeben und ebenfalls Wikipedia und YouTube werden genannt. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Medien ist äußerst wichtig, damit Fake News oder falsche Lerninhalte erkannt werden und nicht mit realen Ereignissen verwechselt werden. Jeder in der digitalen Welt muss mit dem Bewusstsein agieren, dass mittlerweile jeder Inhalte gestalten, hochladen und verbreiten kann, die nicht der Realität entsprechen. Somit ist im Verständnis medialer Inhalte ein erster Ansatz möglicher digitaler Ungleichheit festzumachen. Der Bereich der Medienkritik als wichtige Medienkompetenz rückt somit in den Fokus der medienpädagogischen Arbeit. Medienkompetenzen hängen besonders mit deren kritischen Auseinandersetzungen zusammen, wie es auch in den Sozialkompetenzen die Reflexion der Gruppe und speziell die Selbstreflexion ist.
Ein weiterer Blick der digitalen Ungleichheit ist auf Menschen, insbesondere in Zusammenhang mit dieser Arbeit auf Jugendliche mit Handicap zu richten. Menschen mit den verschiedensten Handicaps benötigen auch die unterschiedlichsten Unterstützungsangebote, um Medien zu nutzen und mediale Inhalte verstehen zu können. Gleichermaßen können Medien auch Unterstützung geben. So gibt es die verschiedensten computergestützten Technologien, die der Kommunikation dienen oder auch Menschen mit Seh- und Hörbehinderungen im Alltag unterstützen.
Es gibt Eingabehilfen, Apps die Textinhalte vergrößern oder Texte sprachlich wiedergeben. Eine besondere Einrichtung, die auch im Jahr 2015 den Dieter Baacke Preis für das Projekt NIMM! erhielt, ist barrierefrei-kommunizieren!. Diese Einrichtung ermöglicht Beratungsangebote zu den verschiedensten Technologien und fördert in Workshops Medienkompetenzen für Kinder und Jugendliche mit Handicap. (vgl. barrierefrei-kommunizieren!, 2017) Das vorliegende Konzept beleuchtet nicht die Programmausrichtung der medienpädagogisch – erlebnispädagogischen Klassenfahrt in Richtung Inklusion und Jugendlicher mit Handicap. Einer prinzipiellen Ausrichtung der Klassenfahrt auch unter der Berücksichtigung körperlicher, geistiger, seelischer Behinderungen sowie Sinnesbehinderungen und spezieller sozialer Beeinträchtigungen kann nach erfolgreichem Abschluss der hier vorliegenden Konzeption erweitert werden. Eine besondere Betrachtung der Behinderungen und der Möglichkeiten einer Umsetzung ist im Rahmen dieser Arbeit nicht gegeben und wird unter dem Bewusstsein der Wichtigkeit einer sozialen Teilhabe aller ausgeklammert.
Ein letzter Punkt, um digitale Ungleichheit zu beleuchten, liegt unter dem formalen Aspekt. Es ist belegt, dass es ein großes Gefälle der Zugänglichkeit des Internets zwischen der Stadt und den ländlichen Gebieten gibt. Anhand der digitalisierten Gesellschaft muss hier von Politik nachgelegt werden, um die Teilhabe aller zu ermöglichen und nicht aufgrund formaler Gegebenheiten Ungleichheiten zu schaffen.